Unser Körper ist für sein ursprüngliches Leben in der Steppe gut ausgerüstet für kurze Stressmomente – beispielsweise wenn uns der berühmte Säbelzahntiger begegnet, ein Unwetter oder Feuer droht.
Nun sind Säbelzahntiger heutzutage deutlich seltener geworden und in unserer westlichen Welt ist für fast für die gesamte Bevölkerung bezüglich ihrer Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Wasser und Nahrungsmittel ausreichend gesorgt. Man sollte also meinen, dass wir heutzutage gar keinen Stress im Sinne von Überlebensangst mehr haben.
Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall – heutzutage sind wir allerdings nicht nur anderen Stressoren ausgesetzt, sondern auch viel häufigeren Stressoren. Nicht mehr unser Leben ist bedroht, sondern andere Werte wie unser Selbstwert bzw. unsere Position, die Erreichung unserer Ziele oder die Zugehörigkeit zu anderen.
Diese dauerhaften Anspannungen führen zu Veränderungen in unserem Körper, ähnlich wie der dauerhafte Anspannung eines Muskels.
Insbesondere die Überreizung des zentralen Nervensystems führt zu einer gestörten Regulationsfähigkeit aller zwölf Körpersysteme.
Vor allem der sog. "Parasympathikus" – der Teil im zentralen Nervensystem, der zuständig ist für Entspannung und Regeneration – reagiert nicht mehr so schnell und so gut, wie er eigentlich sollte. Diese Reaktionsgeschwindigkeit des Parasympathikus kann man messen und daraus Rückschlüsse auf das Stresslevel des jeweiligen Probanden ziehen.
Der Proband wird an das Messgerät mittels zwei Handgelenksklammern und einem Ohrclip angeschlossen. Möglich ist nun zum einen die fünf-minütige Kurzzeitmessung des Status-Quo sowie eine ein-minütige Messung der sog. "Respiratorischen Sinus-Arythmie", der Anpassung des Herzkreislaufsystems an die Atmung.
Anhand dieser EKG-Messung sowie der Pulswelle können Rückschlüsse auf die mentale und körperliche Belastung des Probanden der letzten Wochen, Monate oder auch Jahre gezogen werden.
Haben wir ein normales Gewicht sowie eine gute Konstitution und können ebenso gut in die Aktion wie in die Regeneration kommen, ernähren uns gut und machen regelmäßig Sport, zeigt sich dies vor allem in unserer Herzfrequenz – dabei liegt ein guter Ruhepuls zwischen 60-80 Herzschlägen pro Minute.
Atmen wir ein, steigt der Puls, atmen wir aus, fällt der Puls. Funktioniert diese Regulation auf der Herz-Hirn-Achse einwandfrei, sprechen wir von einer guten Regulationsfähigkeit.
Sind wir hingegen dauerhaft im Stress-Modus, it die Regulationsfähigkeit gestört und es zeigen sich deutliche Veränderungen im Zentralen Nervensystem, genauer gesagt der Reaktionsgeschwindigkeit des Parasympathikus, die anhand der HRV-Messung sichtbar gemacht werden können.
Gemessen werden auf Basis des EKG und der Pulswelle drei Faktoren der mittleren Herzfrequenz, also
die Anzahl der Herzschläge pro gemessene Zeitspanne (Teilinfo des Ruhepuls):
1. Tonus:
Die
mittlere Herzfrequenz gibt Auskunft über die Aktivität des Parasymphathikus. In Ruhe ist unser körpereigenes Brems- und Regenerationssystem (Parasympathikus) der aktive Teil unserer Herz-Hirn-Achse. Nur ein leistungsfähiger Parasympathikus kann die Körpervorgänge optimal steuern und ermöglicht unsere lebenswichtige Anpassungsfähigkeit.
Ein guter parasympathischer Grundtonus drückt sich in einer niedrigeren Herzfrequenz aus. Eine optimale, durchschnittliche Herzfrequenz liegt bei 60-80 Schlägen pro Minute.
2. Die Flexibilität:
Je stärker die Schwingung des Ausschlages – also der Anstieg des Herzschlages beim Einatmen und die Senkung beim Ausatmen – desto höher die Anpassungsfähigkeit des Herz-/Kreislaufsystems und damit des Parasymphathikus.
Schnelle Änderungen der Herzfrequenz in Ruhe sind Ausdruck einer gut funktionierenden „inneren Bremse“. Sie sind Merkmal einer schnellen Informationsverarbeitung und Zeichen einer guten Anpassungsfähigkeit.
3. Die Dynamik:
Ein wesentliches Merkmal einer leistungsfähigen Herz-Hirn-Achse ist die Geschwindigkeit, mit der die Informationsverarbeitung und Körperregulation erfolgt. je weniger Herzschläge der Körper benötigt, um beim Ausatmen auf den niedrigsten Wert zu gelangen, desto schneller reagiert der Parasymphathikus.
Vergleichbar mit dem Bremstest beim Auto gilt, je schneller das System zum „Stehen“ kommt, desto leistungsfähiger ist die eingebaute Bremse.
Die Grafik auf der linken Seite zeigt das Ergebnisprotokoll einer schlechten RSA-Messung.
Die drei oben genannten Messwerte liegen alle unter dem in vielen Referenzmessungen ermittelten Altersdurchschnitt und werden daher im roten Bereich positioniert.
Menschen, die dauerhaft im Stressmodus agieren und kaum in Regenerationsphasen kommen (können), zeigen solche Werte und sind in Ihrer Gesundheit stark gefährdet.
Liegt beispielsweise die mittlere Herzfrequenz über 80, steigt das Risiko für Erkrankungen wie z.B. des Herz-Kreislauf-Systems um ein 5-faches !!!
Menschen , die bereits vor der Messung über eine schlechte Konstitution berichtet haben, erhalten mit dieser Messung einen Überblick über ihren Körperstatus auf Basis wissenschaftlich fundierter Daten.
Nach unserer Erfahrung nehmen Menschen mit einem schlechten Messergebnis ihren Gesundheitszustand deutlich ernster und sind eher bereit, weitere Schritte zur Verbesserung der Gesundheit einzuleiten.
Auch Skeptiker und wissenschaftlich orientierte Menschen können anhand der HRV-Messung besser von der Wichtigkeit des Stressmanagement überzeugt werden.
Hat der Proband ein schlechtes Messergebnis, ist es sinnvoll gemeinsam ein alltagstaugliches Konzept zu erarbeiten, wie die mentalen und damit auch körperlichen Belastungen gesenkt werden können.
Eine Stressthematik ist immer ganzheitlich zu betrachten und mögliche Ansatzpunkte sind insbesondere das Stressmanagement, aber auch die Optimierung der Ernährung, der Bewegung und des Schlafes.
Im Bereich des Stressmanagement arbeiten wir auf vier Ebenen:
Mehr zu Thema Stressmanagement erfahren Sie auf den Seiten zum "Personal-Coaching".